Sick Building Syndrome oder Das Kranke Bürohaus

Dass Gebäude, in denen man lebt oder arbeitet, Menschen krank machen können, weiß man aus mittelalterlichen Schauergeschichten, bei denen mißliebige Menschen in dunkle und feuchte Verliese gesteckt werden, damit ihnen alle Lebenskraft entzogen wird. Bürogebäude unserer Tage sollen weder dunkel noch feucht sein, sie werden aber für eine Ursache von Krankheitssymptomen gehalten, die Benutzer von Bürohäusern erleiden. Die Probleme wurden in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt und wurden von der Weltgesundheitsorganisation 1983 mit dem Namen “sick building syndrome” belegt. Im Deutschen nennt man sie auch “Gebäudekrankheit” bzw. “Gebäudesyndrom”.

 

Wenn die Probleme, die man so bezeichnet, nur in lieblos aufgebauten Billigbauten in Erscheinung treten würden, in die man Arbeitsplätze ebenso lieblos und unachtsam einbringt, wäre eine Diagnose der Ursachen einfach. Tatsächlich stammen die meist zitierten Zahlen über Erkrankungen von Gebäudebenutzern zwar aus Untersuchungen von Gebäuden, denen man zum Zwecke der Energieeinsparung die Luftzufuhr abgeschnitten hatte. Jedoch gehören auch aufwendig und sorgsam geplante und erbaute Gebäude zu den Objekten, die gesundheitliche Probleme verursacht haben.

 

Das ERGONOMIC Institut hat eine große Zahl von betrieblichen Untersuchungen durchgeführt, bei denen der Zusammenhang von Erkrankungen bzw. Krankheitssymptomen mit der Arbeit und den Arbeitsbedingungen untersucht wurde. Diese werden in Zusammenhang mit einer Literaturstudie über das Sick Building Syndrome analysiert, um Ursachen zu finden, denen man nachgehen kann. Diese Studie wurde Anfang der 90er Jahre im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft begonnen und in der ersten Fassung im Sicherheitsreport 2/1993 veröffentlicht. Spätere Veröffentlichungen der mehrfach aktualisierten Studie folgten, z.B. in Arbeitsmedizin aktuell (12/96). Die letzte Aktualisierung, die mit ähnlichem Inhalt mehrfach erschienen ist, kann als pdf herunter geladen werden.

 

Obwohl die Entdeckung des Sick Building Syndromes etwa 50 Jahre zurückliegt und die Literatur (Fachzeitschriften) voll des Lobes über neue Bürokonzepte und Büros in Euphorie schwelgen, sind Zweifel erlaubt, ob das Problem verschwunden ist. Eher trifft es zu, dass man resigniert nicht mehr schreibt. Im Laufe der Zeit sind die Büros verdichtet worden, was die Belegung angeht, und abgedichtet, was die Fassaden anbetrifft. Dem alltäglich gewordenen Lärm durch Gespräche kann man nur mit Brettern vor dem Kopf – vornehmerer Ausdruck Schallschirmen – begegnen, die sogar Licht und Luft an der freien Bewegung hindern.

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