Flexible Möbel für Nachhaltigkeit

Flexible Möbel?

tische

In einer Phase der Geschichte, in der die Welt wie die Arbeitswelt auch größten Veränderungen unterworfen waren, blieb die Geschichte der Büromöbel merkwürdigerweise wenig verändert. Die DIN-Norm für Arbeitstische von 1936 wurde erst im Jahre 1968 (!) gründlich überarbeitet. Selbst dann änderte sich relativ wenig. Alle Tische hatten vier Ecken und vier Beine, zwischen denen mehr oder weniger Platz für die Beine des Benutzers war – je nach Stellung in der Firma. Diejenigen, die fast den ganzen Tag an der Schreibmaschine verbrachten, hatten nicht nur die kleinsten, sondern auch die niedrigsten Tische. Man wähnte sich vor den Unbilden der Technisierung geschützt, die die Produktionsstätten längst erfasst hatte, und war doch der Technik ausgeliefert: Die Form der Tische bestimmte die Technik der Säge. Genau gesagt, der Bandsäge, daher die viereckige Form der Tische.

 

Mit dem Einmarsch der Computer änderte sich das Bild des Büros. Die einen blieben ihren Vierbeinern, Farbe eiche hell, treu, während andere auf eigene Faust experimentierten. Unsere Untersuchungen aus den 70er Jahren, die die „beste“ Gestaltung für den Bildschirm-Arbeitsplatz finden helfen sollten, ergaben ein unerwartetes Ergebnis: Trotz intensiver Suche in 30 Betrieben konnte der beste Bildschirmtisch nicht gefunden und genormt werden.

 

Trotzdem wurde genormt: Das Arbeitsmöbel sollte flexibel sein, d.h. der Hersteller des Möbels durfte nicht festlegen, wie es benutzt wird. Dazu musste man allerdings die Hersteller von Bildschirmgeräten zwingen, ihre Tastaturen vom Bildschirm zu trennen und so flach zu machen, dass man sie beliebig auf dem Tisch platzieren kann. Dass beide Ziele erreicht wurden, ist der Arbeit der Berufsgenossenschaften und des DIN zu verdanken. Heute gibt es nicht einmal mehr feste Möbelgrößen, sondern eine Minimalgröße, die man bei Bedarf um jeweils 20 cm erweitern kann.

 

Das Konzept ist einfach zu beschreiben, war aber sehr schwierig durchzusetzen. Es besteht darin, dass jeder einzelne Benutzer in der Lage sein muss, die Anordnung seiner Arbeitsmittel selbst zu bestimmen und bei Bedarf zu ändern, und zwar möglichst einfach ohne Werkzeug. Hierzu wird eine Arbeitsplatte benötigt, die alle Arbeitsmittel aufnehmen kann und so dünn ist, dass sie bei allen Menschen beim Sitzen zwischen Unterarm und Oberschenkel passt.

 

Die Umsetzung konnte nur nach Überwindung der wichtigsten Hindernisse gelingen. Diese waren nicht nur das Design der Bildschirmgeräte (unhandlich, zu groß, Tastaturen zu hoch und mit dem Bildschirm verbunden) und konstruktive Eigenschaften der Möbel (Material Holz, Stabilität, Schubladen im Beinraum etc.). Das allergrößte Hindernis bestand in der Dimensionierung der Arbeitsräume. Denn Bürohäuser wurden, anders als Wohngebäude, mit bestimmten Rastermaßen gebaut (z.B. 1,20 m, 1,25 m, 1,80 m). So kann ein Arbeitsraum in der Breite wie in der Tiefe jeweils ein Vielfaches des Rastermaßes aufweisen (z.B. 3 x 1,20 m = 3,60 m). Während frühere Büromöbel aus heutiger Sicht „krumme“ Größen wie 1,56 m in der Breite und 0,70 m in der Tiefe aufwiesen, passten die moderneren „Bildschirmmöbel“ mit Abmessungen von 0,80 m oder gar 1,0 m in der Tiefe und bis zu 2,0 m in der Breite nicht in diese Raster hinein. Diese Zeiten sind allerdings für die meisten Büros vorbei. Heute kann man an einem früher üblichen Schreibtisch bis drei große Bildschirme parallel betreiben, wenn es Sinn macht.

 

Das Konzept des flexiblen Arbeitsplatzes hat sich derart selbstverständlich durchgesetzt, dass Menschen, denen man es erläutert fragen, wozu man denn ein Konzept gebraucht hat, es sei eben so.

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