Information zum Anfassen

Am 3. April 2010 begann der Verkauf des iPad, das man komplett haptisch bedient, mit Hilfe seines Tastsinns. Die Begeisterung von Apple für diesen Sinn hat mit einer Studie zu dem ersten Objekt mit dem Namen „PAD“ zu tun, das Apple auf den Markt gebracht hat, TrackPad. Diese Firma war zur Einführung des TrackPad ein Nischenhersteller für Computer. Dennoch hat sich das TrackPad binnen weniger Jahre den Markt für mobile Computer fast komplett erobert.

 

Das Trackpad sollte die bis dahin übliche Rollkugel ersetzen, war aber aufgrund zwei früherer Studien von zwei Herstellern den Designern suspekt erschienen. Die von uns durchgeführte Studie hat hingegen, neben den beabsichtigten Ergebnissen, eine Überraschung ergeben: Die Testpersonen fühlten sich nach sechs Stunden weniger ermüdet als zu Beginn des Tests. Üblicherweise sind sie bei ähnlichen Tests bereits nach vier Stunden so beansprucht, dass man den Versuch abbrechen muss. Hier nicht. Wieso?

 

Eine Antwort auf diese Frage gibt die beigefügte Präsentation aus dem Jahre 2000. Wer sich hiervon anregen lässt, kann den Originaltext lesen, der im Jahre 1995 auf dem Kongress „Tasten“ der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, präsentiert wurde. Dieser Beitrag wurde von Dr. Çakir verfasst. Die Beiträge des Kongresses sind 1996 als Buch beim Steidl Verlag, Göttingen erschienen. Dieses Buch behandelt alle Facetten des Tastens von der Architektur bis zur Liebe. Lektüre unbedingt empfohlen. Denn der Tastsinn war in der Arbeitswelt wie im Privatleben über Jahrhunderte zurückgedrängt worden. Er ist aber unser mächtigster Sinn. Warum er zurückgedrängt worden ist, wird in der Präsentation erklärt.

 

Aufgrund der o.g. Studie konnten wir einen schnellen Erfolg des TrackPad uneingeschränkt vorhersagen. Bei der Maus, die ihm im Jahre 2000 folgte, konnte man keine Vorhersage wagen, sie war zu gewagt in der Form und hatte nicht einmal einen Knopf. Den Knopf  konnte man hinzu programmieren, so man einen haben wollte. Man konnte ihn überall hin legen, und bei Bedarf duplizieren. Der Clue: Zur Bedienung der Maus braucht man nicht die ganze Hand. Ein Finger reicht. Dann ist die Maus ein Tablett. Es fehlte nur das inzwischen zu einem Muss avancierte Scrollrad. Denn Computerbildschirme zeigten lange nicht mehr nur vorgefertigte Masken, ihre Seiten konnten so lang sein wie die Bibel. Bei Bedarf auch länger. Das Rad musste neu erfunden werden, weil es zunächst nicht gelingen wollte, einer Maus zu erklären, wann  man eine Seite durchgehen wollte und wann das Berühren nicht bedeutete.

 

Als die Maus aus funktionalen Gründen mit einem Kügelchen als Scrollrad ergänzt wurde, kam der Bruch. Das Kügelchen schmeichelte der Hand nicht mehr. Zehn Jahre nach der Maus erschien die „Magic Mouse“, die nur mit haptischen Gesten bedient wird. Aber lange vor ihr hatten das iPod und später das iPhone bewiesen, welche Macht in dem Tastsinn steckt. Und nun das iPad …

 

Nach unserer Einschätzung vom 3. April 2010 war damit noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Tastsinn besaß noch viel mehr Nutzungspotential. Bereits im Jahr 1994 haben wir über das Cuddlepad sinniert, ein Pad zum Streicheln.

 

Die endgültige Antwort dürften die Benutzer weltweit gegeben haben. Zu Ende des Jahres 2023 wurden mehr Bildschirme zum Eingeben benutzt als solche, die nur zur optischen Darstellung von Inhalten dienten. Moderne Smartphones benutzen fast ihre komplette Oberfläche als Bildschirm. Und selbst Kinder ab einem Alte von 18 Monaten sind in der Lage, Bilder zu betrachten und diese zu skalieren. Auch Analphabeten können einen Computer bedienen, auch wenn nicht gerade virtuos.

 

Was alles mit dem Tastsinn zu bewerkstelligen ist, beschreiben die Normen eines ISO-Ausschusses (ISO/TC 159/SC4/WG9), die sich mit der taktilen und haptischen Interaktion befassen.

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