Die Beleuchtungsstärke ist ein Begriff aus dem Lichttechnik-Labor und als solcher eindeutig definiert als
„Quotient des Lichtstroms d(Θ) der auf ein den Punkt enthaltendes Element der Oberfläche auftrifft und der Fläche dA dieses Elements.“
In der Praxis hat man allerdings mit verschiedenen Größen und Werten der Beleuchtungsstärke und mit den unterschiedlichsten Bezugsflächen zu tun. In neuesten Normen finden sich sogar Begriffe wie die „zylindrische“ Beleuchtungsstärke, unter der sich nicht einmal alle Fachleute etwas vorstellen können. Eine der neuesten Kreationen, erhöhter Wartungswert, sowie ähnlich gelagerte Neuschöpfungen in der Norm EN 12464-1 von 2021 hat sogar die professionellen Übersetzer dieser Norm so weit irritiert, dass sie etwa zwei volle Jahre gedauert hat.
Der Planer muss mehr denn je darauf schauen, auf welche Größen und Werte bei den Regelwerken Bezug genommen wird und für welche Bezugsflächen diese Größen und Werte gelten. Tut er dies nicht, kann dies bei realen Projekten sehr empfindliche Folgen nach sich ziehen. Aus gegebenem Anlass empfehlen wir, die jeweilige Bedeutung des Begriffs bei jeder relevanten Diskussion, insbesondere aber bei vertraglichen Festlegungen genau zu beachten. Wer sich über die Hintergründe der Festlegungen informieren will, kann unsere Studie „Basis der Festlegung von Beleuchtungsstärkewerten in Beleuchtungsnormen“ benutzen. Eine weitere Studie „Beleuchtungsstärke – Grundgröße oder Irreführung?“ setzt sich mit der Bedeutung dieser Größe auseinander, die in der Lichttechnik als die primäre Planungsgröße angesehen wird, jedoch in der Architektur und im Lichtdesign eher als Marginalie.
Das ERGONOMIC Institut hat die wesentlichen Angaben der Werte der Beleuchtungsstärke und die jeweiligen Bezugsflächen für die Beleuchtung von Bildschirmarbeitsplätzen in Normen als Faltblatt zusammen gefasst (Stand August 2005). Die Benutzung ist frei und dient einer ersten Orientierung. Vorsorglich wird darauf hingewiesen, dass keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernommen wird. Zu den weitaus neueren Größen und deren Werten scheint uns eine Aufstellung gewagt, weil diese in der Norm, in der sie verwendet werden, nicht einmal erklärt werden.
Die Werte aus DIN EN 12464-1:2003 haben sich im Jahre 2011 z.T. geändert. Im Jahre 2021 erfolgte eine Einführung neuer Größen wie Ēm,Decke – der Mittelwert der Beleuchtungsstärke (erkennbar an dem Strich über dem „E“) als Wartungswert (erkennbar an dem Index „m“ hinter dem „E“). Wer z.B. die Gepäckausgabe in der Ankunftshalle eines Flughafens richtig beleuchten will, müsste folgende Anforderungen einhalten; „Ēm,r = 200 lx; Ēm,u = 300 lx; Ēz = 75 lx; Ēm,Wand = 75 lx; Ēm,Decke = 30 lx“ . Sogar wie man diesen Mittelwert misst, wird in der Norm beschrieben. In EN 12464-1 gibt es 54 Tabellen mit Hunderten Arbeitsplätzen, zu denen jeweils 8 Anforderungen stehen. Bei vielen Objekten wird darauf hingewiesen, dass berücksichtigt werden muss, dass das Bildschirmarbeitsplätze sein können. Dann muss man andere Normen (ISO 9241-303 und -307) lesen, damit man weiß, was noch zu tun ist. (Anm.: In den zitierten Normen steht nicht, was man tun müsste oder könnte).
Wenn man sich durch kaum verständliche Größen durchgekämpft hat, hat man aber bestimmt vergessen, was im „Nationales Vorwort“ der Norm steht: „Sicherheit und Gesundheitsschutz Grundsätzliche Anforderungen an die Beleuchtung hinsichtlich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit werden in Deutschland nicht in dieser Norm, sondern in der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) geregelt.“
Ob kommende Beleuchtungsnormen Klarheit schaffen werden? Zweifel daran sind erlaubt, denn die Lichttechnik mit ihren Normen will nicht nur das Sehen ermöglichen, sondern auch die circadiane Rhythmik des Menschen berücksichtigen. Das bedeutet Abschied nehmen von der Beleuchtungsstärke, die man mit einem physikalischen Messgerät messen kann. Die neue Beleuchtungsstärke ist melanopisch und hängt sowohl vom Spektrum ab als auch vom Alter des Nutzers. Den meisten Menschen wird es nicht einmal gelingen, diese richtig zu schreiben, weil man dazu die Formelfunktion von Word braucht. Hat man dies doch geschafft, ist es nicht möglich, ein Dokument in PDF umzuwandeln, ohne schwere Mängel in die Formel einzubauen.
Mit all diesem könnte man auszukommen lernen. Dennoch wird man praktisch unüberwindbare Schwierigkeiten erleben, weil die kommenden Normen (z.B. CIE/ISO 8995-1) zwar neu und global sein wollen, aber alle Probleme ihrer Vorgänger mitschleppen.