Wie umweltfreundlich sind Energiesparlampen?
Die EU hat mit einer Richtlinie über Lichtprodukte den schrittweisen Ausstieg von Leuchtmitteln beschlossen, die eine geringe Energieeffizienz aufweisen sollen. Zum 1. September 2009 sind bestimmte Glühlampen von der Regalen verschwunden. Mit Wirkung zum Jahr 2012 wurden alle Glühlampen mit mehr als 7 Watt Leistung verboten. Dies ging so weiter, bis in 2021 die Energiesparlampe verboten wurde. Wegen mangelnder Energieeffizienz. Wir hatten uns mit dem Thema Energiesparlampe eingehend befasst, weil dessen Konzept und Ökologie nicht zusammen passen wollten.
Die in Mai 2010 vorgelegte Studie des ERGONOMIC Instituts prüfte, ob die als Alternative zur Glühlampe hervorgehobene „Energiesparlampe“ tatsächlich eine ökologisch günstigere Wahl mit besserer Energieeffizienz war. Eine höhere Energieeffizienz liegt dann vor, wenn ein Produkt die gleiche Leistung mit einem geringeren Aufwand an Primärenergie erbringt. Für eine Beurteilung der ökologischen Überlegenheit wird eine Öko-Bilanz für die gesamte Lebensdauer des Produkts von seiner Planung bis zu seiner Eingliederung in die Natur – „von der Wiege zur Bahre“ oder „cradle to cradle“ – benötigt.
Trotz intensiver Suche konnte eine solche Öko-Bilanz nicht gefunden werden, aber überzeugende Hinweise dafür, dass es diese nicht gibt. Selbst ein Gutachten des Öko-Instituts aus dem Jahre 2004, das eine solche Bilanz vorgab, klammerte insbesondere die Entsorgungsphase aus, in der riesige Mengen des verbotenen Umweltgiftes Quecksilber anfallen. Die Industrie und der ehemalige Bundesumweltminister führten als Verteidigung des Verbots als Argument an, dass Quecksilber auch durch die Kohlekraftwerke in die Umwelt gelänge. Durch ihren geringeren Stromverbrauch würden Energiesparlampen die Quecksilberbelastung der Umwelt insgesamt verringern. Außerdem sollten die Lampen umweltgerecht entsorgt werden.
Ein Anfang April 2010 veröffentlichter Testbericht von Stiftung Warentest gab aber an, dass bis zu 90 % der Lampen im Hausmüll landeten. Zudem konnte die Studie zeigen, dass Quecksilber nicht die einzige Umweltbelastung materieller Art darstellte, die von den „Energiesparlampen“ ausging.
Zum Thema Effizienz zeigte die Studie, dass die Qualität des Lichts gegenüber der Glühlampe wegen des ungünstigen Spektrums als minderwertig einzustufen war. Man kann die Lampen in dieser Hinsicht zwar verbessern, dann sind sie aber weniger energieeffizient. In dem o.g. Test sind auch fast alle Lampen aus diesem Grund durchgefallen. Schlechtere Leistung mit weniger Aufwand – ist das ein Wunder? Ein Wunder allerdings ist die Tatsache, dass der Gegenstand aller Bemühungen nicht die effizienteste aller vergleichbaren Lampen war. Die war nämlich die stabförmige Lampe. Laut DIN V 18599-4 betrug die Effizienz der EnergieSPARlampen nur etwa 60 % der der stabförmigen Lampen.
Die Studie wies nach, dass relevante Daten wie Lichtausbeute, Lichtstrom oder Lebensdauer, die die Politiker herangezogen haben, lediglich auf Angaben der Hersteller beruhten, an denen man insbesondere deswegen zweifeln musste, weil es mehrere Verfahren zu deren Bestimmung gab, die von Außenstehenden nicht nachvollzogen werden können. Die Lebensdauer der Lampen lag weit unter den 10.000 Stunden, die angegeben werden. Manche Lampe war sogar kurzlebiger als die Glühlampe. Die angeblich bis zu 10 mal höhere Energieeffizienz ließ sich nicht nachvollziehen. Diese wäre vielleicht beim Dauerbetrieb möglich gewesen.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass das Glühlampenverbot ohne eine hinreichende ökologische Würdigung der Alternativen ausgesprochen worden war. Auch zwei Jahre nach dem Beschluss der EU war die Energiesparlampe laut Stiftung Warentest „Kein Lichtblick“ (so der Titel des Testberichts). Dafür konnte man in jedem beliebigen Land der Welt erleben, wie sorgfältig gestaltete Säle, Verkaufsräume, Bahnhöfe etc. verunstaltet wurden, weil die Lampen zwar in die Fassung der Glühlampen gedreht wurden, aber nicht in die Leuchten passten. Wenn die Vorräte aufgebraucht worden sind, werden auch im Haushalt schöne alte Leuchten, Lüster, Kandelaber etc. zum alten Eisen werden. Die Museen wissen seit langem nicht, wie sie ihre „Alten Meister“ beleuchten sollen. Dass man mit der Glühlampe auch andere Kulturgüter vernichtet hat, ist der EU-Kommission wohl nicht in den Sinn gekommen.
Im Jahre 2015 sprach niemand mehr von der Energiesparlampe, sondern nur noch von LEDs, die besonders effizient sein sollen. Warum die EU erhebliche Mittel einsetzt, um deren Absatz zu fördern, sogar groß angekündigte Projekte lanciert (z.B. die Beleuchtung der Sixtinischen Kapelle), müsste einem erklärt werden. Mittlerweile hat die EU die Beleuchtung mit LED Leuchtmitteln zum Standard entwickeln lassen. Diese sind effizienter als jede (mittlerweile verbotene) Konkurrenz. Allerdings hapert es immer noch mit Flimmern und Lebensdauer.
Anm.: Studien über die LED-Anwendungen hat das ERGONOMIC Institut nicht durchgeführt. Der Grund war, dass die Technik für lange Zeit schlecht beherrscht war. So hätten Studien in der Technik voraussichtlich negative Ergebnisse gebracht. Es wäre aber nur schwer nachzuweisen, ob der Mangel bei der Technik lag oder eher bei der Planung. Zudem hätte jede Studie viel Zeit in Anspruch genommen, nach deren Ablauf die LED Technik ganz sicher einen großen Fortschritt getan hätte.