Menschengerechte Sehentfernungen am Bildschirm

pulteBildschirmarbeitsplätze im Büro wurden in den 70er Jahren nach ihren Vorgängern gestaltet, an denen militärische Radarlotsen gesessen hatten. Diese waren junge Männer mit ausgesucht gutem Sehvermögen, die nur eine Sehaufgabe hatten, den Radarschirm zu beobachten. Die Sehentfernung an ihren Arbeitsplätzen wurde allerdings nach uralten Vorstellungen der Augenmedizin bestimmt – 330 mm wie beim Lesen eines Buches mit angewinkeltem Arm. Dass diese nicht einmal bei der Küchenarbeit richtig war, störte wenig.

 

Menschen im Büro haben andere Aufgaben, sie sind im Durchschnitt viel älter und haben mindestens zur Hälfte kein ausreichendes Sehvermögen. Auch nach sorgfältiger Korrektur der Augen weist etwa jeder dritte Mensch unentdeckte visuelle Probleme auf. Was passiert, wenn der Arbeitsplatz falsch gestaltet ist?

 

19761Dieses Bild, das in unzähligen Variationen auch im Internet kursiert, hat alle Skeptiker überzeugt. In Deutschland wurde eine neue Sehentfernung für Arbeitsplätze festgelegt. Diese beträgt 500 mm. Zu gering für Sehphysiologen, die lieber viel größere Sehentfernungen vorsehen würden. Auf absehbare Zeit wird dies ein Traum für die meisten Menschen auf der Welt bleiben: Selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind die Arbeitsplätze so klein, dass die Sehentfernung ungesund begrenzt verbleiben wird. Nach der neuesten Norm für die Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen sollte sie 600 mm betragen, und der Benutzer soll sie um 150 mm nach vorn oder hinten ändern können. Diese scheinbar unwichtige Größen bestimmen mit, welcher Prozentsatz der Büromitarbeiter jährlich den Orthopäden aufsuchen müssen. Die „neueste“ Norm ist mittlerweile ein Vierteljahrhundert alt.

 

1976.2--13.11.11Das Bild lieferte übrigens die Vorlage für eine allseits bekannte Darstellung der Evolution des Menschen.

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